Frau Schneider, verändert Corona unser Chinabild?
Lea Schneider
Wie äußert sich das?
Lea Schneider
Nicht tot zu kriegen ist auch die Annahme, dass das Corona-Virus auf einem Markt in Wuhan auf den Menschen übergesprungen sein soll, weil dort irgendwelche exotischen Tiere lebend verkauft worden seien. Inzwischen gibt es erhebliche Zweifel an dieser Vermutung. Wissenschaftler wie etwa der Virologe Christian Drosten vermuten, dass das Virus andernorts vom Tier auf den Menschen übergesprungen ist und dann erst zum Markt in Wuhan getragen wurde.
Ich habe an keinem Ort der Welt politischere Diskussionen geführt oder wildere Partys gefeiert als in China.
Lea Schneider
Sinologin und Schriftstellerin
Und doch ist der Markt in Wuhan eine Art Symbol für die Ausbreitung des Virus geworden.
Lea Schneider
Sie sagen, es gab schon vor Corona lange etablierte Vorurteile gegen China und gegen Chinesinnen und Chinesen. Woran machen Sie das fest?
Lea Schneider
Dann gibt es eine dauerhafte Darstellung der chinesischen Regierung als eine Art „alles kontrollierendes Terrorregime mit gebrainwashten Untertanen“, die auch nicht als individuelle Menschen dargestellt werden, sondern als kollektive Masse. Zuletzt war wieder auf einem Spiegel-Cover unter der Überschrift „Made in China“ eine eindeutig asiatische, aber entindividualisierte Person zu sehen. Die Boulevardpresse pflegt dieses Vorurteil ohnehin.
Sie selbst haben die Menschen in China ganz anders erlebt, oder?
Lea Schneider
Über Lea Schneider
Lea Schneider ist Autorin, insbesondere von Lyrik, und Übersetzerin von chinesischer Gegenwartsliteratur. Schneider hat in China und Taiwan gelebt. Der 31-jährigen gebürtigen Kölnerin ist es sehr wichtig, dass im Gespräch über China auch Chinesinnen und Chinesen zu Wort kommen. Deshalb an dieser Stelle einige Lesetipps von Lea Schneider
- Der Verein korientation e.V. beschäftigt sich gerade sehr ausführlich mit den rassistischen Vorfällen im Rahmen der Corona-Krise.
- Gegen antiasiatischen Rassismus engagiert sich auch das Netzwerk „Ich bin kein Virus“.
- Die Website „What’s on Weibo” macht aktuelle Diskussionen und Trends aus den chinesischen Sozialen Medien auf Englisch zugänglich.
- Das Portal „China“ des Goethe-Instituts bietet ebenfalls vielfältige Einblicke in die Kultur und das Alltagsleben der Volksrepublik China.
Da wünschen Sie sich mehr Differenzierung?
Lea Schneider
Wie können Menschen, die keine Asienexpertinnen und -experten sind, Nachrichten aus und über China besser einordnen?
Lea Schneider
Wie denken Ihre chinesischen Bekannten über Deutschland?
Lea Schneider