10. November 2021

Mit Liebe gemacht

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Seit 2018 unterstützt die Nemetschek Stiftung den Schülerzeitungs-Wettbewerb „Blattmacher“ von Süddeutscher Zeitung und Bayerischem Kultusministerium. Was sie antreibt, was Spaß macht und was mal schiefläuft, darüber berichtet Schülerzeitungs-Chefredakteurin Constanze Bauer (16).

Blattkritik von und mit Journalist Sebastian Beck von der Süddeutschen Zeitung, hier bei einem Workshop an der FOSBOS Ingolstadt: Er gab nicht nur Tipps zum Inhalt, sondern auch zur Gestaltung der Schülerzeitungen. | ©Viktoria Spinrad/Süddeutsche Zeitung

Constanze, was motiviert dich und die anderen Redakteur*innen, sich bei einer Schülerzeitung zu engagieren?

Constanze Bauer

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Ich finde, dass die Arbeit in einer Redaktion eine sehr kreative Arbeit ist, vor allem, weil wir auch selbst layouten. Der zweite Punkt, der mir an der redaktionellen Arbeit so großen Spaß macht, ist, dass man Dinge sieht, die man sonst im alltäglichen Leben nicht sieht. Man darf hinter die Kulissen schauen.
Außerdem schreiben wir alle gerne und fotografieren auch selbst.

Eure Schülerzeitung heißt „Camerjäger“. Was ist dir bei der Themensetzung wichtig?

Constanze Bauer

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Wir beziehen alle Redaktionsmitglieder in das Heft ein und stimmen uns auf ein Rahmenthema ab, dass einen jeden, und eine jede von uns interessiert und bewegt. Alle dürfen dann darüber schreiben. Unser Heft erscheint einmal im Jahr. Das Blatt, mit dem wir beim Blattmacher-Wettbewerb gewonnen haben, hatte das Thema Liebe, unsere jetzt publizierte Schülerzeitung widmet sich dem Thema Tiere. Jedes Mitglied unserer Redaktion hat eine andere Schwerpunktsetzung, das macht die Schülerzeitung so abwechslungsreich.

Zudem ist die Schülerzeitung einfach die perfekte Plattform, um die Themen, die uns selbst begeistern und wichtig sind, an andere weiterzugeben und sie im besten Fall ebenfalls dafür zu begeistern.

Neben den Themen Liebe und Tiere habt ihr auch schon Schülerzeitungen mit den Themen Veränderung und Freiheit herausgebracht. Was treibt euch bei der Themensetzung an?

Constanze Bauer

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Die Themenschwerpunkte hängen sehr stark von unseren aktuellen Interessen und auch ein wenig von der Altersstruktur der Redaktion ab. Am Heft mit dem Thema Tiere zum Beispiel haben sehr viele junge Redakteurinnen und Redakteure aus den unteren Klassen mitgearbeitet. Wir haben daher in der Redaktionskonferenz gemeinsam nach einem Thema gesucht, das auch jüngere Schülerinnen und Schüler behandeln können.

Hinter die Kulissen schauen und Orte und Menschen zu sehen, die man im normalen Alltag sonst nicht gesehen oder getroffen hätte – das kann man dank einer Schülerzeitung.Bild eines Anführungszeichens

Constanze Bauer

Chefredakteurin der Schülerzeitung „Camerjäger“

Du hast vorhin gesagt, dass du durch die Schülerzeitung schon Vieles gesehen und erlebt hast, was man sonst im Schulalltag nie erleben würde. Hast du Beispiele?

Constanze Bauer

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Ein ganz tolles Erlebnis war es für mich, als wir mit einigen Mitgliedern aus der Redaktion zum FC Bayern-Campus gefahren sind und einen Nachwuchs-Spieler vom FC Bayern interviewt haben und über den ganzen Campus geführt worden sind. Ein anderes Reportage-Thema, das mir sehr stark in Erinnerung geblieben ist und, das ich sehr spannend fand, war der Besuch in einem Kloster zusammen mit zwei anderen Redakteurinnen. Wir haben dort im Kloster einen ganzen Tag verbracht.

In dem aktuellen Heft „Tiere“ habe ich mit der Tierschutzorganisation „Vier Pfoten“ gesprochen. Das Gespräch war die Basis für einen Bericht über das Tierleid in der Modeindustrie. Mich selbst beschäftigt dieses Thema sehr und ich hoffe, mit dem Artikel viele Schülerinnen und Schüler für das Thema zu sensibilisieren.

Ein mit Liebe gemachtes Blatt: Chefredakteurin Constanze Bauer hält die Schülerzeitung „Camerjäger“ in den Händen. | ©Verena Bauer

Über Constanze Bauer

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Constanze Bauer ist gemeinsam mit ihrer Mitschülerin Verena Bauer Chefredakteurin des „Camerjägers“. Die 16-Jährige ist in der 11. Klasse und bereits seit der 6. Klasse Redaktionsmitglied der Schülerzeitung am Camerloher-Gymnasium Freising in Bayern.
Die Schülerin schreibt nicht nur, sondern layoutet auch selbst. Sie interessiert sich neben dem Schreiben auch sehr für Tiere und spielt in ihrer Freizeit Saxofon. 2020 wurde sie, gemeinsam mit ihrem Redaktionsteam, mit dem ersten Platz in der Kategorie „Gymnasien“ beim von der Nemetschek Stiftung geförderten Blattmacher-Wettbewerb ausgezeichnet. Die Schülerinnen und Schüler des „Camerjägers“ konnten sich über ein Preisgeld in Höhe von 500 Euro sowie zwei Workshops freuen.

Du und deine gesamte Redaktion gehört der Generation Z an. Ihr werdet als eine sehr politische und aufgeweckte Generation wahrgenommen. Wie zufrieden bist du mit der Politik aktuell?

Constanze Bauer

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Unsere Generation fühlt sich von der Politik manchmal allein gelassen. Wenn man sich zum Beispiel die Ergebnisse von Jugendwahlen anschaut, sieht man, dass junge Erwachsene ganz anders wählen als der Großteil der Wahlberechtigten. Die Parteien, die bei den Jugendwahlen am besten abgeschnitten haben, waren andere als die bisher amtierenden.

Mit welchen Themen konnten die in Jugendwahlen gewählten Parteien punkten?

Constanze Bauer

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Meiner Meinung nach schneiden andere Parteien bei jungen Erwachsenen so gut ab, weil sie einfach für eine jüngere und neuere Politik stehen. Sie haben Themen wie den Klimaschutz und die Digitalisierung mehr im Blick und das kommt gut an. Außerdem wünschen wir jungen Erwachsenen uns, dass sich mit der neuen Regierung etwas ändert. Dass über Dinge wie Klimawandel und Digitalisierung in Schulen nicht nur geredet wird, sondern diese Themen auch endlich in Angriff genommen werden.

Unsere Generation fühlt sich von der Politik, so wie sie jetzt ist, manchmal allein gelassen.Bild eines Anführungszeichens

Constanze Bauer

Chefredakteurin der Schülerzeitung „Camerjäger“

Greift ihr auch politische Themen in der Schülerzeitung auf?

Constanze Bauer

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Da unsere Schülerzeitung nur einmal im Jahr erscheint, bilden wir keine tagesaktuellen politischen Themen ab. Schule darf ja auch nicht parteipolitisch agieren. Doch, wenn wir über Themen wie LBGTQ-Rechte schreiben oder über Tierleid in der Modeindustrie, dann steckt in der Themensetzung schon etwas Politisches.

Was empfiehlst du anderen, die eine Schülerzeitung gründen wollen?

Constanze Bauer

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Ich kann es nur jeder Schülerzeitung empfehlen, engagierte und geduldige Betreuungslehrerinnen und -lehrer ins Boot zu holen. Ohne unsere zwei Betreuungslehrerinnen wären wir manchmal einfach nur ein chaotischer Haufen. Außerdem sollte man an die ersten Ausgaben nicht zu hohe Erwartungen haben, denn es ist eben noch kein Meister vom Himmel gefallen. Nach und nach wird die Schülerzeitung dann sicher besser. Das war bei uns auch so.

Was hat es euch persönlich gebracht, am Blattmacher-Wettbewerb teilzunehmen?

Constanze Bauer

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Die Teilnahme und das gute Abschneiden hat uns allen zu noch mehr Motivation verholfen und war natürlich eine tolle Bestätigung für uns. Außerdem waren die Workshops, die uns ermöglicht wurden, sehr interessant. Es wurde über Fake News und Hatespeech im Internet gesprochen. Zudem haben wir eine professionelle Blattkritik von einem Journalisten der Süddeutschen Zeitung bekommen, die individuell auf unsere Schülerzeitung abgestimmt war.

Über den Blattmacher-Wettbewerb

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In Zeiten von Fake News und einer stärkeren Polarisierung von Meinungen ist Qualitätsjournalismus wichtiger denn je. Nachwuchsjournalistinnen und -journalisten aus Süddeutschland werden seit 16 Jahren beim Blattmacher-Wettbewerb ausgezeichnet. Dieser ist ein Kooperationsprojekt zwischen Süddeutscher Zeitung und Bayerischem Kultusministerium, seit 2018 wird er auch von Nemetschek Stiftung unterstützt.
Die Stiftung ist insbesondere an der Entwicklung und Umsetzung der Workshops für die ausgezeichneten Redaktionen beteiligt. Zudem unterstützt sie den Wettbewerb als Jurorin sowie mit Preisgeldern für die besten drei Redaktionen der jeweiligen Kategorien. Im Juli hat das Camerloher Gymnasium die Workshops in Freising mit Theaterpädagoge Jörg Hundsdorfer („Deine Stimme zählt“) und mit SZ-Journalist Sebastian Beck (Ethik & Journalismus) absolviert. Die Preisverleihung des diesjährigen Wettbewerbs findet am 3. Dezember statt.