15. August 2025

„Sportvereine spiegeln die Vielfalt unserer Gesellschaft wider“

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Sportverbände prägen Millionen Menschen – und sind zeitgleich ein ziemlich gutes Spiegelbild unserer Gesellschaft. TEAM Sport-Bayern e.V. ist ein Zusammenschluss aus 25 Sportfachverbänden und hat es sich zur Aufgabe gemacht, Sportvereine zu Orten demokratischer Teilhabe, Vielfalt und gesellschaftlicher Verantwortung zu machen. Ein Gespräch mit Eva Straub, stellvertretende Vorsitzende und Valentina Weigt, Projektleitung des Verbandes.

TEAM Sport-Bayern e.V. setzt sich dafür ein, dass Sportvereine mehr sind als nur Trainingsorte: Orte der Demokratie, Vielfalt und gesellschaftlichen Verantwortung. © iStockphoto / FilippoBacci
TEAM Sport-Bayern e.V. setzt sich dafür ein, dass Sportvereine mehr sind als nur Trainingsorte: Orte der Demokratie, Vielfalt und gesellschaftlichen Verantwortung. © iStockphoto / FilippoBacci

TEAM Sport-Bayern e.V. ist ein Zusammenschluss von 25 Sportfachverbänden. Was war die ursprüngliche Motivation, Sport und gesellschaftliches Engagement systematisch miteinander zu verbinden?

Eva Straub

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Wir haben uns gegründet, weil wir die Verbindung von Sport und gesellschaftlichem Engagement sichtbar machen und auch stärken wollten. Sportvereine und -verbände spiegeln leben vom Einsatz vieler Ehrenamtlicher – vom Kindertraining bis zum Profisport. TEAM Sport-Bayern vereint 25 Sportfachverbände – unabhängig von Größe, Disziplin oder Saison und arbeitet nach dem Prinzip „aus der Praxis für die Praxis“. Das Ziel: Wissen und Kompetenzen zu bündeln, voneinander lernen und als erster Ansprechpartner für alle Fragen rund um die Sportpraxis wahrgenommen zu werden. Dabei liegt der Fokus auf nachhaltigen Strukturen und Rahmenbedingungen, um den Sport in der Gesellschaft langfristig zu stärken und weiterzuentwickeln.

Was zeichnet die Arbeit von TEAM Sport-Bayern heute aus – sowohl inhaltlich als auch organisatorisch?

Eva Straub

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Wir sind nah dran an den Bedürfnissen im Breiten- und Leistungssport. Organisatorisch läuft alles ziemlich schlank: Neben Markus Ott, unserem Geschäftsführenden gibt es Valentina Weigt als Mitarbeiterin in der Geschäftsstelle und den Vorstand. Kein großer Verwaltungsapparat, sondern echte Zusammenarbeit. Ein gutes Beispiel für unsere Arbeit ist der schulische Ganztag. Wenn der Trainer*innenberuf nicht deutlich aufgewertet wird, sowohl finanziell als auch strukturell, wird es kaum möglich sein, die qualifizierten Trainer*innen aus den Sportverbänden und -vereinen für den Ganztag zu gewinnen. Es braucht attraktive und verlässliche Rahmenbedingungen, damit engagierte und gut ausgebildete Fachkräfte ihre Expertise einbringen können. Dafür setzen sich die Sportfachverbände von TEAM Sport-Bayern verbandsübergreifend ein.

Ob Herkunft, Sprache oder andere Merkmale: In vielen Vereinen zählt vor allem das Miteinander.Bild eines Anführungszeichens

Eva Straub

Stellvertretende Vorsitzende TEAM Sport-Bayern e.V.

Sie bieten eine Ausbildung zur/zum Demokratietrainer/in an. Wieso ist es so wichtig, dass ehrenamtliche Trainer/innen auch demokratische Werte vermitteln? Wie sieht diese Ausbildung aus?

Valentina Weigt

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Sportvereine spiegeln die Vielfalt unserer Gesellschaft wider. Da gibt es die schönen Sachen wie Teamgeist und Fairplay, aber eben auch mal Konflikte oder Meinungsverschiedenheiten. Genau da setzt die Ausbildung an: Sie vermittelt ehrenamtlichen Trainer/innen die Skills, um ein respektvolles Miteinander zu fördern – nicht nur im Sport, sondern auch im Alltag. Und das Beste: Man lernt, wie mit schwierigen Situationen besser umgegangen werden kann, bevor sie eskalieren. Die Ausbildung ist modular aufgebaut, umfasst sechs bis sieben Einheiten und kombiniert Online- und Präsenzangebote. Im Fokus stehen Themen wie Gewaltprävention, Konfliktmanagement oder Medienkompetenz. Mitmachen können Menschen aus Vereinen und Verbänden, die ihr neues Wissen dann weitergeben und in die Vereinsarbeit tragen. Seit 2025 ist unser Angebot noch flexibler – besonders für Vereine in Regionen, die mehr Unterstützung brauchen. Für sie gibt es einen Methodenkoffer, aus dem je nach Bedarf passende Module ausgewählt werden können.

Gibt es Best Practices, die aus der Ausbildung entstanden sind?

Valentina Weigt

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Ein besonders schönes Beispiel kommt vom Baseball- und Softball-Verband in Regensburg. Dort gab es eine Frau, die anfangs eher im Hintergrund blieb und sich zunächst nicht zutraute, selbst Verantwortung zu übernehmen. Sie war vor allem als Mutter und Fan dabei – hat aber den Zusammenhalt im Verein sehr geschätzt. Der Vorstand hat jedoch schnell erkannt, wie wertvoll ihre sozialen Fähigkeiten sind und schuf daraufhin eine eigene Position für sie. Heute ist sie zentrale Ansprechpartnerin für alles, was zwischenmenschliche Themen betrifft – ob Streitigkeiten am Spielfeldrand oder Spannungen unter Trainer/innen – und sucht aktiv das Gespräch, vermittelt und sorgt dafür, dass Konflikte nicht eskalieren. Durch die Ausbildung und das Engagement werden Probleme schnell gelöst und die Vereinsatmosphäre hat sich spürbar verbessert. Das hören wir natürlich gern!

Gesellschaftliche Entwicklungen und Konflikte spiegeln sich auch im Sport wider. Welche Verantwortung ergibt sich daraus für Verbände und Vereine?

Eva Straub

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Im Sport stehen meist Spiel und Bewegung im Vordergrund – gesellschaftliche Konflikte oder Unterschiede geraten dabei schnell in den Hintergrund. Ob Herkunft, Sprache oder andere Merkmale: In vielen Vereinen zählt vor allem das Miteinander. Neue Mitglieder werden oft unkompliziert aufgenommen und finden schnell Anschluss. Diese entspannte und offene Atmosphäre könnte sich die Gesellschaft ruhig zum Vorbild nehmen. Trotzdem müssen Vereine und Verbände aufmerksam bleiben, wenn es um politische oder ideologische Einflussversuche geht. Deutliche Werte und Grenzen sind wichtig, damit allen klar ist, was geht – und was nicht. So schaffen Sportvereine nicht nur ein gutes Teamgefühl auf dem Platz, sondern leisten auch darüber hinaus einen wertvollen Beitrag zum Zusammenhalt.

Über Eva Straub und Valentina Weigt

Pfeil

Eva Straub ist Präsidentin des Ju-Jutsu-Verband Bayern und stellvertretende Vorsitzende von TEAM Sport-Bayern e.V. Sie ist außerdem Trainerin, Übungsleiterin und hat sich selbst zu Demokratietrainerin „C“ ausbilden lassen. Valentina Weigt ist Mitarbeiterin in der Geschäftsstelle von TEAM Sport-Bayern e.V. und Projektleitung. Sie ist außerdem maßgeblich an der Umsetzung der Demokratie-Trainer*innen-Ausbildung beteiligt.