Herr Fuchs, deutschlandweit stehen 2021 neun Wahlen an, die ersten schon im März. Wird es noch eine andere Messlatte als den Umgang mit der Corona-Pandemie geben?
Martin Fuchs
Politikwissenschaftler*innen gehen davon aus, dass bei Wahlen in Krisenzeiten Amtsinhaber*innen einen Vorteil haben, weil sie sich als Macher*innen beweisen können. Gilt das auch diesmal?
Martin Fuchs
Nach vier, fünf Jahren, in denen Populist*innen sehr starken Zuspruch erfahren haben, merken die Menschen, dass sie keine Lösungen anzubieten haben.
Martin Fuchs
Politikberater und Blogger
Mit Blick auf die Querdenker-Demos: Rechnen Sie bei den kommenden Wahlen mit erhöhtem Zuspruch für die AfD und andere rechte und nationalistische Parteien?
Martin Fuchs
Die Pandemie verändert auch den Wahlkampf und die Parteiarbeit. Es gab bereits rein digitale Parteitage, die CDU wählt ihren Vorsitzenden in einer Mischung aus digitaler Vorstellung und Briefwahl. Wie verändert die notgedrungene Digitalisierung die Wahlkämpfe insgesamt?
Martin Fuchs
Gerade Parteitage waren früher eine hochemotionale Angelegenheit. Es gab in der Vergangenheit Farbbeutel-Würfe, Standing Ovations und Tränen. Beim digitalen Grünen-Parteitag 2020 ist schon aufgefallen, dass es Redner*innen ohne „echtes“ Publikum schwerer haben, zu begeistern. Kann dieser Nachteil ausgeglichen werden?
Martin Fuchs
2021 – ein Superwahljahr
Bei einer demokratischen Wahl können Bürgerinnen und Bürger Einfluss auf die Geschicke ihres Landes nehmen. 2021 gibt es dazu reichlich Gelegenheit: Am 14. März sind in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz Landtagswahlen, in Hessen Kommunalwahlen. Am 6. Juni wird in Sachsen-Anhalt ein neuer Landtag gewählt. Am 12. September stehen Kommunalwahlen in Niedersachsen an. Der 26. September ist der Tag der Bundestagswahl, Berliner*innen wählen außerdem ihr Abgeordnetenhaus und die Bezirksverordnetenversammlung. In Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen sind am gleichen Tag Landtagswahlen.
Es gibt also viele Anlässe für Politikerinnen und Politiker, um die Gunst der Wählerschaft zu werben. Obwohl der Wahlkampf in diesem Jahr pandemiebedingt tüchtig auf den Kopf gestellt werden dürfte. Kontaktverbote und Abstandsregeln bewirken eine Verlagerung ins Digitale. Aktive Politikerinnen und Politiker sind derzeit als Krisenmanager*innen einem dauernden Stresstest ausgesetzt – und das im Rampenlicht. Währenddessen buhlen rechte Agitator*innen um Menschen, die mit den Anti-Corona-Maßnahmen der Politik unzufrieden sind. Außerdem wird es nach vier Legislaturperioden erstmals einen neuen Bundeskanzler oder eine neue Bundeskanzlerin geben. Das heißt also: Das Wahljahr 2021 birgt eine Reihe von Besonderheiten und Herausforderungen, die es in der Geschichte unserer Demokratie zu einem Wegweisenden machen. Uns ist das eine eigene Wahl-Serie im Blog der Nemetschek Stiftung wert – mit Interviews und Berichten zu vielen Facetten im Superwahljahr 2021.
Halten Sie digitale Wahlkämpfe auch in der Zukunft, in Zeiten ohne Pandemie für wahrscheinlich?
Martin Fuchs
Finden Sie es problematisch, wenn uns in diesem Jahr womöglich ein Teil dieser emotionalen Komponente des Wahlkampfes entgeht? Wenn Emotionen – etwa Begeisterung – nicht in dem Ausmaß geweckt werden können, wie es früher der Fall war?
Martin Fuchs
Kandidat*innen, die klingelnd von Haustür zu Haustür ziehen oder jeden Samstag auf Marktplätzen stehen, kann man sich derzeit nicht so recht vorstellen. Wie können Politiker*innen den Kontakt zu den Wähler*innen aufrechterhalten?
Martin Fuchs
Welche Möglichkeiten sehen Sie da?
Martin Fuchs
Gerade Internet und Social Media bieten bessere Möglichkeiten, Menschen direkt zu erreichen, als der Haustürwahlkampf.
Martin Fuchs
Politikberater und Blogger
Vieles lässt sich ins Netz verlagern, aber besteht dabei nicht die Gefahr, dass einige Menschen einfach nicht erreicht werden, weil sich weniger internetaffine Bürger*innen schlechter informieren können, oder schlicht das Interesse verlieren?
Martin Fuchs
Wir groß schätzen Sie die Gefahr ein, dass der Einfluss von Populist*innen und Extremist*innen wächst, wenn sich Wahlkämpfe stärker ins Netz verlagern?
Martin Fuchs
Sollten zum Beispiel die Öffentlich-Rechtlichen mit einem erweiterten (digitalen) Programm zur Wahl auf die Einschränkungen durch die Pandemie reagieren?
Martin Fuchs
Also sind wir als Gesellschaft eigentlich ganz gut aufgestellt, um die Wahlkämpfe, die Vorbereitung der Wahlen und die Information darüber gut und demokratisch zu bewältigen?
Martin Fuchs
Über Martin Fuchs
Der Politikberater und Blogger begeistert sich nicht nur für demokratische Prozesse, sondern auch für digitale Kommunikation. In Thüringen geboren, lebt Martin Fuchs nach Stationen in Brüssel und Berlin mittlerweile in Hamburg, wo er unter hamburger-wahlbeobachter.de über Social Media in der Politik bloggt. Regierungen, Parlamente und Parteien schätzen seine Expertise, wenn es um digitale Kommunikation von politischen Akteuren geht.