Frau Prof. Münch, diese Bundestagswahl wurde mit vielen Titeln versehen. Eine Richtungswahl sollte sie sein, von historischem Ausmaß, das Ende einer Ära, usw. Wurde die Wahl diesen Erwartungen gerecht?
Prof. Dr. Ursula Münch
Welche Themen haben Sie im Wahlkampf vermisst, was hätte ihn für Sie spannender gemacht?
Prof. Dr. Ursula Münch
Davon habe ich mir auch deshalb mehr gewünscht, weil es schon in den letzten 16 Jahren zu kurz gekommen ist. Wir haben zu wenige Zukunftsentwürfe gesehen, zu wenige Antworten darauf, wo jetzt eigentlich die großen Unterschiede zwischen den Parteien sind.
In den Sondierungsgesprächen und Koalitionsverhandlungen müssten diese Fragen auf den Tisch kommen.
Prof. Dr. Ursula Münch
Ich gehe davon aus, dass es auch innerhalb der CDU noch mehr Distanzbewegungen zu Herrn Laschet geben wird.
Prof. Dr. Ursula Münch
Direktorin der Akademie für Politische Bildung in Tutzing
Hinzu kommt, dass sehr wahrscheinlich bald ein Dreierbündnis regieren wird. Das gab es im Bund seit Jahrzehnten nicht mehr. Müssen nun alle kompromissbereiter werden?
Prof. Dr. Ursula Münch
Wo liegen die Hürden?
Prof. Dr. Ursula Münch
2017 haben sich die Koalitionsverhandlungen als schwierig erwiesen. Es wurde viel über Details gesprochen und zu spät festgestellt, dass keine Einigkeit bei der großen Linie herrscht. Fast ein halbes Jahr verging bis zur Regierungsbildung. Jetzt ist die Pandemie noch nicht überwunden, große Aufgaben stehen an und es herrscht das Gefühl, keine Zeit verlieren zu können. Aber wird es diesmal schneller gehen?
Prof. Dr. Ursula Münch
Bei der letzten Jamaika-Sondierung 2017 war ein gewisser Hang zur öffentlichen Inszenierung zu beobachten. Das sollte sich nicht wiederholen. Ich rate zu mehr Gesprächen hinter verschlossenen Türen, am besten ohne Zugriff auf Twitter. Wenn ständig alles nach außen getragen wird, erschwert das die Verhandlungen. Ich bin bei Koalitionsverhandlungen für deutlich mehr Hinterzimmer, am besten analoge.
Über Prof. Dr. Ursula Münch
Prof. Dr. Ursula Münch ist Professorin für Politikwissenschaft. Von ihrer Tätigkeit an der Universität der Bundeswehr München ist sie seit ihrer Berufung zur Direktorin der Akademie für Politische Bildung im Jahr 2011 beurlaubt.
Welche Spielräume würde das eröffnen?
Prof. Dr. Ursula Münch
Warum halten Sie Jamaika für unrealistisch?
Prof. Dr. Ursula Münch
Dann bleiben aber nicht mehr so viele Optionen übrig.
Prof. Dr. Ursula Münch
Also werden die nächsten Wochen spannend, spannender als der Wahlkampf vielleicht?
Prof. Dr. Ursula Münch
Die Jungen müssen sich bewusst machen, dass sie, wenn sie schon so wenige sind, dann wenigstens zum Wählen gehen und ihre Möglichkeiten voll ausschöpfen sollten.
Prof. Dr. Ursula Münch
Direktorin der Akademie für Politische Bildung in Tutzing
Nochmal übergeordnet gefragt: Junge Menschen haben mehrheitlich andere Parteien gewählt, als die älteren Generationen. Wird es Zeit für ein Wahlrecht ab 16 Jahren?
Prof. Dr. Ursula Münch
Welche anderen Instrumente gäbe es?
Prof. Dr. Ursula Münch
Welche?
Prof. Dr. Ursula Münch
Die AfD hat insgesamt Stimmen verloren, ist aber in Thüringen und Sachsen stärkste Kraft geworden. In einem anderen ostdeutschen Bundesland – Mecklenburg-Vorpommern – wurde sie aber von der SPD zurückgedrängt. Was sagt uns dieses Bild?
Prof. Dr. Ursula Münch