Herr Fuchs, auf einer Skala von 1 bis 10, wie spannend finden Sie den Bundestagswahlkampf bisher?
Martin Fuchs
Was ist so ermüdend?
Martin Fuchs
Das sind alles so Sachen, die eher die Schattenseiten eines Wahlkampfes zeigen.
Ist das beispiellos oder würden Sie sagen, das gab es früher schon mal so ähnlich?
Martin Fuchs
Inwiefern?
Martin Fuchs
Ich wünsche mir eine viel, viel stärkere parteiübergreifende Solidarisierung mit Opfern von Hassattacken.
Martin Fuchs
Politikberater und Blogger
Das Internet und die sozialen Medien spielen also eine besondere Rolle bei dieser neuen Dimension von Wahlkampf?
Martin Fuchs
Können Sie ein Beispiel nennen, was Sie lieber nicht gelesen oder gesehen hätten?
Martin Fuchs
Wobei Bilder und ihre Deutung auch früher eine große Wirkung entfaltet haben.
Martin Fuchs
Weil die Ära Merkel endet?
Martin Fuchs
Daher die Härte im Wahlkampf?
Martin Fuchs
Heute gibt es jeden Tag drei bis vier Debatten, die hitzig und hyperventilierend geführt werden.
Martin Fuchs
Politikberater und Blogger
Die mediale Wahrnehmung ist, dass die beiden Kandidaten und die Kandidatin eher enttäuschen. Wie sehen Sie das?
Martin Fuchs
Worüber ich eher enttäuscht bin, ist die große Unprofessionalität bei den Kampagnen. Da sind viele Fehler passiert, die ich nicht erwartet hätte, bei den hohen Standards die inzwischen eigentlich üblich sind.
Zum Beispiel?
Martin Fuchs
Die Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock ist ganz besonders Zielscheibe von Hassattacken im Netz, nämlich rund dreimal so oft wie CDU-Kandidat Armin Laschet. War das zu erwarten und wie können Politiker*innen und Parteien künftig geschützt werden?
Martin Fuchs
Gibt es bei dieser Gemengelage überhaupt eine Möglichkeit, Kandidatin und Partei vor Attacken zu schützen?
Martin Fuchs
Vor allem aber würde ich mir eine viel, viel stärkere parteiübergreifende Solidarisierung mit Opfern von Hassattacken wünschen. Zum Teil ist das ja auch passiert, dass politische Akteure Baerbock in Schutz genommen haben oder sich etwa jetzt gegen die Mist-Kampagne solidarisch zeigen. Aber da ginge noch viel mehr.
Was meinen Sie?
Martin Fuchs
Natürlich kann eine Partei nicht alle Wahlkämpfenden steuern, nicht jedes Posting kann freigegeben werden. Aber wenn es solche Entgleisungen gibt, sollten Parteivorsitzende und Generalsekretäre einschreiten und sich klar positionieren.
Über Martin Fuchs
Der Politikberater und Blogger begeistert sich nicht nur für demokratische Prozesse, sondern auch für digitale Kommunikation. In Thüringen geboren, lebt Martin Fuchs nach Stationen in Brüssel und Berlin mittlerweile in Hamburg, wo er unter hamburger-wahlbeobachter.de über Social Media in der Politik bloggt. Regierungen, Parlamente und Parteien schätzen seine Expertise, wenn es um digitale Kommunikation von politischen Akteuren geht. Aktuell sind die Bücher „Demokratieverstärker“ und „Parlamentarische Demokratie heute und morgen“ erschienen, an denen Martin Fuchs als Mitautor beteiligt ist.
Welche Themen sehen Sie in den letzten Wochen des Wahlkampfes ganz oben?
Martin Fuchs
Haben Sie einen Tipp, was künftige Mehrheiten, Koalitionen oder gar das Kanzleramt angeht?
Martin Fuchs
Superwahljahr 2021
Bei einer demokratischen Wahl können Bürgerinnen und Bürger Einfluss auf die Geschicke ihres Landes nehmen. 2021 gibt es dazu reichlich Gelegenheit: In der ersten Jahreshälfte waren Landtagswahlen in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt sowie Kommunalwahlen in Hessen. Am 12. September stehen die Kommunalwahlen in Niedersachsen an. Der 26. September ist der Tag der Bundestagswahl, Berliner*innen wählen außerdem ihr Abgeordnetenhaus und die Bezirksverordnetenversammlung. In Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen sind am gleichen Tag Landtagswahlen.
Es gibt also viele Anlässe für Politikerinnen und Politiker, um die Gunst der Wählerschaft zu werben. Obwohl der Wahlkampf in diesem Jahr pandemiebedingt tüchtig auf den Kopf gestellt werden dürfte. Kontaktverbote und Abstandsregeln haben eine Verlagerung ins Digitale bewirkt. Aktive Politikerinnen und Politiker sind als Krisenmanager*innen einem dauernden Stresstest ausgesetzt – und das im Rampenlicht. Währenddessen buhlen rechte Agitator*innen um Menschen, die mit den Anti-Corona-Maßnahmen der Politik unzufrieden sind. Außerdem wird es nach vier Legislaturperioden erstmals einen neuen Bundeskanzler oder eine neue Bundeskanzlerin geben. Das heißt also: Das Wahljahr 2021 birgt eine Reihe von Besonderheiten und Herausforderungen, die es in der Geschichte unserer Demokratie zu einem Wegweisenden machen. Uns ist das eine eigene Wahl-Serie im Blog der Nemetschek Stiftung wert – mit Interviews und Berichten zu vielen Facetten im Superwahljahr 2021.