Herr Della, die Bewegung Black Lives Matter hat auch in Deutschland eine öffentliche Diskussion über Rassismus angestoßen. War das überfällig?
Tahir Della
Beziehen Sie sich auf die Polizei?
Tahir Della
Können Sie ein Beispiel nennen?
Tahir Della
Und das passiert häufig? Das sind keine Einzelfälle?
Tahir Della
Rassismus ist ein großes, komplexes Problem, mit dem wir uns lange nicht beschäftigt haben. Die Bewegung in den USA und der Tod George Floyds haben gezeigt, dass es wichtig ist, sich diesem Problem endlich umfassend zu widmen. Denn es wird nicht kleiner, wenn man es ignoriert.
Nicht die Hautfarbe ist der Grund für die Diskriminierung, sondern rassistische Denkweisen.
Tahir Della
Vorstand der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland (ISD) e. V.
Wie könnte die Gesellschaft dieses Problem angehen?
Tahir Della
Mit dem Afrozensus, der ersten großangelegten Befragung Schwarzer Menschen in Deutschland, wird jetzt ein Anfang gemacht. Es ist eine große Online-Befragung von einem Zusammenschluss von NGOs, die in diesem Frühjahr gestartet ist und alle Lebensbereiche abdeckt. Die Ergebnisse können dann Basis sein für Handlungsempfehlungen an die Politik. Das Projekt wird von der Antidiskriminierungsstelle des Bundes gefördert. Ich hätte mir allerdings gewünscht, dass der Staat seiner Verantwortung nachkommt und selbst eine solche Erhebung initiiert.
Die Grünen fordern, den Begriff Rasse aus dem Grundgesetz zu streichen. Unterstützen Sie diese Forderung?
Tahir Della
Sie sind Promotor für Postkolonialisierung und Antirassismus beim Berliner Entwicklungspolitischen Ratschlag (BER), einem NGO-Netzwerk. Welche Aufgaben haben Sie in dieser Funktion?
Tahir Della
Welche Defizite sehen Sie bei der Aufarbeitung deutscher Kolonialgeschichte?
Tahir Della

Ein Aspekt der sichtbaren Kolonialgeschichte ist diesen Sommer stark diskutiert worden, nämlich die Benennung von Straßen und Plätzen. Sie fordern, dass die Mohrenstraße in Berlin künftig Anton-Wilhelm-Amo-Straße heißen soll, nach dem ersten Schwarzen Akademiker Preußens. Welche Bedeutung hätte eine solche Umbenennung?
Tahir Della
Wir als ISD wünschen uns Umbenennungen, aber in dem Sinne, dass nicht willkürlich irgendein Name gewählt wird, sondern dass sich weiter mit dem Thema auseinandergesetzt wird. Anton Wilhelm Amo war der erste bekannte Philosoph afrikanischer Herkunft und hat sich zudem stark positioniert gegen die Ungleichbehandlung Schwarzer Menschen. Er hat sozusagen den Grundstein gelegt für Schwarzes intellektuelles Leben in Deutschland.
Ihre Argumente kommen aber nicht bei allen an, es gibt auch Widerstände. Ist die Zähigkeit der Diskussion um Straßennamen ein Ausdruck für die noch nicht aufgearbeiteten Probleme, die sie angesprochen haben?
Tahir Della
Denken Sie, dass die jetzt angestoßene Bewegung sich langfristig positiv auf Gleichbehandlung, Respekt und Vielfalt in der Gesellschaft auswirken wird?
Tahir Della
Und gibt es jenseits von Straßenumbenennungen positive Anzeichen für einen Wandel?
Tahir Della

Über Tahir Della
Tahir Della ist Sprecher der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland (ISD) e. V. – der gemeinnützige Verein kämpft gegen rassistische Diskriminierung, bietet Schwarzen Kindern und Jugendlichen Räume und Aktivitäten an, und macht sich in Politik und Gesellschaft für die Belange Schwarzer Menschen stark. Hier gibt es mehr Infos zur ISD