27. Januar 2021

Schülerzeitungs-Wettbewerb: Die Blattmacher*innen von morgen

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Kritische Interviews, aufsehenerregende Titelblätter und sogar Podcasts: Beim „Blattmacher“-Wettbewerb 2020 haben Nachwuchsjournalist*innen ihr Können gezeigt. Ein Interview mit Redakteurin Anna Günther, die den Wettbewerb für die Süddeutsche Zeitung betreut.

And the winner is… SZ-Redakteurin Anna Günther bei der Preisverleihung des Schülerzeitungs-Wettbewerbs Blattmacher 2019.
And the winner is… SZ-Redakteurin Anna Günther bei der Preisverleihung des Schülerzeitungs-Wettbewerbs Blattmacher 2019. | © Florian Peljak/Süddeutsche Zeitung

Frau Günther, die Corona-Pandemie hat auch den Alltag von Schülerinnen und Schülern auf den Kopf gestellt. Haben sich die Einsendungen in diesem Jahr von denen in anderen Jahren unterschieden?

Anna Günther

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Ja und nein. Ja, weil Corona natürlich sehr präsent war und fast jede Redaktion ihre Erlebnisse mit dem Virus und die Veränderungen im Schulalltag oder im Leben der Kinder im Heft thematisierte. Eine solche Pandemie haben wir alle noch nie erlebt. Und nein, weil es üblich ist, dass die Schülerzeitungen aktuelle Themen aufgreifen. Was uns in der SZ beschäftigt, interessiert die Leserinnen und Leser der Schülerzeitungen ja meistens genauso.

Welche Kriterien muss eine Sieger-Zeitung erfüllen?

Anna Günther

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Die gleichen Kriterien, die auch die erwachsenen Journalist*innen an ihre Arbeit stellen sollten: Saubere Recherche, spannende Ideen, ein klares Layout, tolle Bilder oder Illustrationen. Gewinner sind meist die Redaktionen, die die Jury überraschen – und die formalen Regeln kennen. Das Impressum, Bildnachweise und Quellenangaben sind genauso wichtig wie ein geniales Titelbild oder ein ungewöhnlicher Schwerpunkt im Heft.

Gerade in diesen Zeiten von Fake News und Verschwörungstheorien können Kinder und Jugendliche gar nicht früh genug lernen, kritisch nachzufragen und Fakten von wirren Behauptungen zu unterscheiden.Bild eines Anführungszeichens

Anna Günther

Redakteurin der Süddeutschen Zeitung

Gibt es Zeitungen oder Beiträge, die Sie besonders berührt haben?

Anna Günther

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Puh, wir haben jedes Jahr im Schnitt 130 bis 150 Einsendungen… Ich möchte jetzt keine Redaktion hervorheben, aber die Dauer-Finalisten, die sich immer wieder bewerben und wirklich zu den Lieblingen der Jury gehören wagen sich an sehr mutige, existenzielle Themen wie Tod, Extreme oder Angst. Andere machen tolle, kritische Interviews oder sind Digital extrem fit. Eine Realschule hat zum Beispiel auch während der Schulschließungen wöchentlich mehrmals online Artikel veröffentlicht und Podcast-Folgen produziert. Das ist bemerkenswert.

Was mussten Sie in diesem Jahr vielleicht anders organisieren als sonst?

Anna Günther

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Alles. Die Jurysitzungen mussten Corona-konform ablaufen, die Siegerehrung konnte nicht wie gewohnt stattfinden. Stattdessen haben wir einen Preisverleihungsfilm gedreht. Das war viel aufwendiger als ein Live-Event zu organisieren und zu moderieren. Aber viele Schüler fanden den Film toll, begeisterte Lehrer haben uns geschrieben. Also hat es sich gelohnt. Riesenglück hatten wir mit den Workshops: Silke Zimmermann von der Nemetschek Stiftung, die Kursleiter*innen, SZ-Bayernchef Sebastian Beck und ich waren schon Anfang März 2020 an den Siegerschulen, kurz bevor Corona so richtig losging.
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Wie erleben Sie persönlich den Kontakt mit den Nachwuchs-Journalist*innen?

Anna Günther

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Es macht einfach Freude, die Ideen sprudeln zu sehen und immer wieder tolle Magazine in den Händen zu halten. Außerdem ist der Beruf des Journalisten sehr wichtig und guter, neugieriger Nachwuchs ist immer willkommen. Gerade in diesen Zeiten von Fake News und Verschwörungstheorien können Kinder und Jugendliche gar nicht früh genug lernen, kritisch nachzufragen und Fakten von wirren Behauptungen zu unterscheiden.

Die Sieger-Redaktionen nehmen an Workshops teil: Was wollen Sie den jungen Menschen darin mitgeben?

Anna Günther

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Viel. Die Nemetschek Stiftung und wir als Süddeutsche Zeitung bieten den Schülern ja eine Auswahl an Workshops an. Darin geht es meist um wertschätzende Debattenkultur, Politik und Demokratie, Ethische Fragen im Journalismus oder Themen, die Schüler interessieren. In einem Workshop zu „Fridays for Future“ lernten die Teilnehmenden zum Beispiel, wie sie Kampagnen gestalten. Das überlegen wir uns jedes Jahr neu.

Wie haben Sie die Jungen und Mädchen während der Workshops erlebt?

Anna Günther

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Wie immer in der Schule: Viele waren intensiv dabei und hatten großen Spaß. Und, ganz ehrlich, eine Handvoll war vielleicht einfach froh, grad nicht in der Doppelstunde Mathe zu sitzen. Aber das ist ok, sie haben ja trotzdem zugehört und so vielleicht was mitgenommen. Allein darum geht es uns.

Über Anna Günther

Pfeil

Als Redakteurin im Bayernteil der Süddeutschen Zeitung (SZ) schreibt Anna Günther seit sieben Jahren über Bildungs- und Hochschulpolitik und betreut in diesem Rahmen auch den Blattmacher-Wettbewerb. Diesen Schülerzeitungs-Wettbewerb richten das bayerische Kultusministerium und die SZ seit 15 Jahren gemeinsam aus. Seit drei Jahren ist auch die Nemetschek Stiftung mit dabei. Die Erstplatzierten werden mit Workshops belohnt, die Nemetschek Stiftung und SZ gemeinsam anbieten. In einer Chronik werden Best-Practice-Beispiele aus den Siegerheften festgehalten. Hier erhalten Sie mehr Informationen zum Blattmacher-Wettbewerb.